Illness name: hirntumor
Description:
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Ein
Hirntumor
ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems mit meist ungeklärter Ursache. Menschen jeden Alters erkranken daran, wobei schwerwiegendere Fälle vorwiegend im Kindesalter oder bei älteren Personen vorkommen. Es gibt zahlreiche Hirntumor-Arten – gut- und bösartige. Ihre Behandlung und Prognose variieren stark. Als Behandlung kommen eine Operation, Bestrahlung und/oder Chemotherapie infrage. Hier lesen Sie alles Wichtige über das Thema Hirntumor.
Der Begriff Hirntumor oder Gehirntumor bezeichnet jede gut- und bösartige Geschwulst innerhalb des Schädels. Im Vergleich zu Darm-, Lungen-, Brustkrebs oder anderen Krebserkrankungen sind Gehirntumoren selten. Im Jahr 2016 erkrankten laut Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts ungefähr 3.460 Frauen und 3.970 Männer in Deutschland an einem Hirntumor. Bei beiden Geschlechtern wurden die meisten Erkrankungen zwischen dem 70. und 84. Lebensjahr verzeichnet. Experten gehen davon aus, dass die Zahl weiter steigt und rechnen zukünftig mit etwa 8.000 Neuerkrankungen pro Jahr.
Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen ist ein Hirntumor bei Kindern die zweithäufigste Tumorart. Laut Kinderkrebsregister ist eines von 1.400 Kindern unter 18 Jahren betroffen, was etwa ein Viertel der Tumorerkrankungen bei Kindern bedeutet. Es kommen sowohl bösartige als auch gutartige Formen vor, wobei gutartige Tumoren weniger gut erfasst sind. Insgesamt erkranken Jungen zu 20 Prozent häufiger als Mädchen.
Hirntumor ist jedoch nicht gleich Hirntumor. Zunächst unterscheidet man primäre von sekundären Hirntumoren. Unter den
primären Hirntumoren
gibt es sowohl gutartige (benigne) als auch bösartige (maligne) Formen („Gehirnkrebs“), während
sekundäre Hirntumoren
immer bösartig sind.
Als primär bezeichnet man einen Hirntumor, der sich direkt aus Zellen der Gehirnsubstanz oder der Hirnhaut entwickelt. Solche Tumoren bezeichnen Mediziner auch als hirneigene Tumoren.
Oft zählen zu den primären Hirntumoren auch jene, die von einem Hirnnerv ausgehen. Die
Hirnnerven
entspringen direkt am
Gehirn
und liegen daher zum Teil im
Schädel
. Dennoch gehören sie nicht zum zentralen Nervensystem (ZNS: Gehirn und Rückenmark), sondern zum peripheren Nervensystem (PNS). Geht ein Tumor im Kopf von einem Hirnnerv aus, ist er daher genaugenommen eine Neubildung des peripheren Nervensystems.
Zu der Art Hirntumoren, die periphere Nerven betreffen, zählt beispielsweise das
Akustikusneurinom
. Bei diesem bildet sich der Tumor am Hör- und Gleichgewichtsnerv (= achter Hirnnerv), wodurch das Hören und der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt sind.
Die primären Hirntumoren sind nach verschiedenen Kriterien weiter unterteilt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untergliedert die einzelnen Geschwülste danach, von welchem Gewebe sie abstammen und inwieweit der Gehirntumor bösartig oder gutartig ist. Diese Unterscheidung beeinflusst sowohl die Behandlung als auch die Prognose eines Hirntumors.
Interessanterweise stammt nur ein kleiner Teil der Hirntumoren von den Nervenzellen (Neuronen) ab. Mehr als jeder zweite primäre Hirntumor entwickelt sich aus dem Stützgewebe des Gehirns und gehört damit der Gruppe der Gliome an. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten primären Hirntumoren:
Gliom
Gliome stammen von den Stützzellen des ZNS ab. Dazu zählen zum Beispiel
Astrozytom
, Oligodendrogliom und
Glioblastom
.
Ependymom
Dieser Hirntumor bildet sich aus Zellen, die die inneren Hirnkammern auskleiden.
Medulloblastom
Das
Medulloblastom
bildet sich im
Kleinhirn
. Es ist der wichtigste Hirntumor bei Kindern.
Neurinom
Dieser Tumor geht von Hirnnerven aus. Er wird auch als Schwannom bezeichnet.
Meningeom
Dieser Gehirntumor entwickelt sich aus der Hirnhaut.
ZNS-Lymphom
Das ZNS-Lymphom bildet sich aus einer Zellgruppe der weißen Blutzellen.
Keimzelltumoren
Zu den Keimzelltumoren zählen das Germinom und das Chorionkarzinom.
Gehirntumor der Sellaregion
Diese Geschwülste sind an einer bestimmten Stelle im Gehirn zu finden, der Sella turcica. Hier befindet sich normalerweise die
Hypophyse
. Zu ihnen zählen das
Hypophysenadenom
und das
Kraniopharyngeom
.
In jeder Altersgruppe kommen einzelne Hirntumoren häufiger vor als andere. Unter den primären Hirntumoren sind bei Erwachsenen Gliome, Meningeome und Hypophysentumoren am häufigsten. Tritt ein Hirntumor bei Kindern auf, handelt es sich dabei meistens um ein Medulloblastom oder ein
Gliom
.
Ein
Neuroblastom
ist ein sogenannter embryonaler Hirntumor, der vor allem bei Kleinkindern und Säuglingen vorkommt. Das
Neuroblastom
entwickelt sich aus bestimmten Nervenzellen des autonomen (vegetativen) Nervensystems, die an zahlreichen Stellen im Körper zu finden sind, beispielsweise neben der
Wirbelsäule
und in der
Nebenniere
.
Neben den primären Hirntumoren gibt es etwa gleich häufig sekundäre Hirntumoren. Sie entstehen, wenn Zellen aus anderen Organtumoren (beispielsweise
Lungenkrebs
,
Hautkrebs
, Brustkrebs) ins Gehirn gelangen und hier eine Tochtergeschwulst bilden. Es handelt sich hierbei also um
Hirnmetastasen
. Einige Fachleute sehen diese gar nicht als „echten“ Hirntumor an.
Bei den Hirnmetastasen unterscheidet man Absiedlungen im Hirngewebe (Parenchym-Metastasen) und solche in der Hirnhaut (Meningeosis carcinomatosa).
Alles Wichtige zu möglichen Anzeichen für einen Hirntumor lesen Sie im Beitrag
Hirntumor – Symptome
.
Bisher ist weitestgehend unbekannt, warum sich ein primärer Hirntumor bildet. Bei den meisten Betroffenen lässt sich kein Auslöser finden. Sind keine Ursachen bekannt, sprechen Fachleute auch von einem sporadischen Hirntumor.
Im Gegensatz dazu gibt es Hirntumoren, die genetisch bedingt und vererbbar sind. Sie entstehen bei bestimmten Erbkrankheiten wie Neurofibromatose, tuberöse Sklerose, von-Hippel-Lindau-Syndrom oder Li-Fraumeni-Syndrom. Diese Erkrankungen sind allerdings äußerst selten. Nur ein geringer Anteil an Hirntumoren lässt sich auf eines dieser Krankheitsbilder zurückführen.
ZNS-Lymphome entwickeln sich häufiger bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem, etwa aufgrund von HIV oder wenn durch spezielle Medikamente (Immunsuppressiva) das Immunsystem unterdrückt ist. Eine solche Behandlung dient meist dazu, Abstoßungsreaktionen nach einer Organtransplantation zu verhindern.
Ansonsten ist der einzige bisher bekannte Risikofaktor für einen Hirntumor die Bestrahlung des Nervensystems. Ärzte setzen sie beispielsweise bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie einer akuten
Leukämie
ein. Insgesamt entwickeln nur sehr wenige Menschen nach einer Hirnbestrahlung einen Hirntumor. Gewöhnliche Röntgen-Untersuchungen verursachen in der Regel keinen Hirntumor.
Sekundäre Hirntumoren, also
Hirnmetastasen
, bilden sich meist dann, wenn eine Krebserkrankung an anderer Stelle im Körper besteht. Liegen Risikofaktoren für eine bestimmte Krebserkrankung vor, erhöht sich oft auch das Risiko für Hirnmetastasen. Allerdings streut nicht jeder bösartige Tumor in das Gehirn.
Weitere Informationen zum Thema lesen Sie im Beitrag
Hirnmetastasen
.
Der richtige Ansprechpartner bei einem Hirntumor ist ein Facharzt für Nervenheilkunde (Neurologe). Im Zuge der Diagnose erhebt er präzise Ihre Krankengeschichte (Anamnese). Dazu fragt er nach Ihren genauen Beschwerden, eventuellen Vorerkrankungen und medizinischen Behandlungen. Mögliche Fragen sind also zum Beispiel:
Danach führt der Arzt eine neurologische Untersuchung durch. Er testet die Muskelreflexe, die Muskelkraft und die Koordination. Außerdem prüft er, ob die Hirnnerven richtig funktionieren, indem er Sie beispielsweise bittet, die Stirn zu runzeln oder indem er Ihnen in die Augen leuchtet. Auf diese Weise testet er den Pupillenreflex. Außerdem überprüft er Ihr Gesichtsfeld und betrachtet mit einer Untersuchungsleuchte den Augenhintergrund.
Danach folgen oft weitere Untersuchungen wie etwa die Computertomografie (CT),
Kernspintomografie
(Magnetresonanztomografie, MRT), Elektroenzephalografie (EEG) und Nervenwasseruntersuchung. Weisen diese Untersuchungen auf einen Hirntumor hin, entnimmt der Arzt anschließend eine Gewebeprobe (Biopsie), um die bisherigen Ergebnisse genauer einzuordnen.
Eine Blutuntersuchung gibt häufig auch Aufschluss darüber, ob ein Hirntumor vorliegt oder nicht. In den Blutwerten sucht der Arzt nach sogenannten Tumormarkern — Substanzen, die die Tumorzellen absondern. Genveränderungen (Genanomalien) lassen sich auf diese Weise ebenfalls ermitteln.
Hat Ihr Neurologe den Verdacht, dass Hirnmetastasen Ihre Beschwerden hervorrufen, muss die ursächliche Krebserkrankung diagnostiziert werden. Je nach Verdacht überweist Sie Ihr Arzt an einen anderen Facharzt (etwa einen Gynäkologen oder Gastroenterologen).
Bei der CT liegt der Patient in Rückenlage auf einer Liege, die sich in eine Untersuchungsröhre hineinbewegt. Das Gehirn wird mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Am Computer lassen sich dann auf einzelnen Schnittbildern die Hirnstrukturen und besonders Blutungen und Verkalkungen in ihnen erkennen.
Für die meisten CT-Untersuchungen bekommen Betroffene vorher ein Kontrastmittel in die Armvene gespritzt, wodurch die
Blutgefäße
und entsprechend stark durchblutete Tumoren besser sichtbar sind. In der Regel sind diese Kontrastmittel gut verträglich. Betroffene scheiden sie nach einiger Zeit mit dem Urin wieder aus.
In den letzten Jahren wird bei Verdacht auf einen Hirntumor immer häufiger ein MRT angefertigt. Diese Untersuchung erfolgt ebenfalls in einer Untersuchungsröhre. Sie dauert länger als ein CT, verzichtet allerdings auf Röntgenstrahlen. Stattdessen entstehen die Bilder des Körpers dadurch, dass Magnetfelder und elektromagnetische Wellen durch ihn hindurchströmen. Die Darstellung ist dabei oft noch detaillierter als bei der CT. Wie beim CT müssen sich die Personen auch beim MRT sehr ruhig verhalten und sollten sich möglichst nicht bewegen.
Manchmal ist es notwendig und hilfreich, beide Verfahren nacheinander durchzuführen. Beide Untersuchungen sind nicht schmerzhaft. Die Röhre und den hohen Geräuschpegel nehmen aber einige Patienten als unangenehm wahr.
Ein Hirntumor verändert häufig die elektrischen Ströme im Gehirn. Ein Elektroenzephalogramm (EEG), das diese Ströme aufzeichnet, liefert dabei aufschlussreiche Informationen. Dazu bringt der Arzt kleine Metallelektroden auf der Kopfhaut an, welche mit Kabeln an ein spezielles Messgerät angeschlossen sind. Die Hirnströme werden beispielsweise in Ruhe, im Schlaf oder unter Lichtreizen abgeleitet.
Anhand der Ergebnisse lässt sich ein Hirntumor beispielsweise von einem Krampfleiden unterscheiden. Außerdem ist es oft möglich, mittels EEG den Ursprung einer Gehirnveränderung zu ermitteln. Dieses Verfahren ist weder schmerzhaft noch schädlich und daher besonders für die Untersuchung von Kindern geeignet.
Um einen veränderten Hirnwasserdruck (Liquordruck) oder eine Hirnhautentzündung auszuschließen, führt der Arzt mitunter eine Nervenwasserpunktion im Bereich der Lende durch (
Lumbalpunktion
). Außerdem lassen sich im Nervenwasser durch einen Hirntumor veränderte Zellen nachweisen.
Der Patient erhält vor dieser Untersuchung meistens ein Beruhigungsmittel oder leichtes Schlafmittel. Kindern erhalten in der Regel eine Vollnarkose. Der Arzt desinfiziert anschließend den Lendenbereich am Rücken und deckt den Bereich mit sterilen Tüchern ab.
Damit der Patient bei der Punktion keine Schmerzen hat, betäubt der Arzt zunächst den Bereich mit einem Betäubungsmittel, das er unter die
Haut
spritzt. Anschließend führt der Arzt eine Hohlnadel bis in ein Liquorreservoir im Rückenmarkskanal. Auf diese Weise bestimmt er den Liquordruck und entnimmt etwas
Liquor
für eine Laboruntersuchung.
Die Verletzungsgefahr für das Rückenmark ist bei dieser Untersuchung sehr gering, weil die Einstichstelle unterhalb des Rückenmark-Endes liegt. Die meisten Menschen empfinden die Untersuchung zwar als unangenehm, aber erträglich, zumal die Liquorpunktion in der Regel nur wenige Minuten dauert.
Um einen Gehirntumor genauer zu klassifizieren, entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe und untersucht diese unter dem Mikroskop. Das geschieht entweder durch eine offene Operation oder eine stereotaktische Operationstechnik.
Bei der offenen Operation erhält der Patient eine Vollnarkose. Das Schädeldach wird in einem bestimmten Bereich geöffnet, sodass die Tumor-Strukturen für den Operateur erreichbar sind. Dieses Verfahren wählt der Arzt meistens dann, wenn er den Hirntumor in derselben Operation vollständig entfernen will. Das gesamte Tumorgewebe wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht. Von dem Ergebnis hängt oft die weitere Behandlung ab.
Die stereotaktische Operation hingegen erfolgt fast immer unter örtlicher Betäubung, sodass der Patient keine Schmerzen empfindet. Der Kopf des Betroffenen ist während der Probenentnahme fixiert. Mit einem bildgebenden Verfahren ermittelt der Arzt genau, wo der Tumor im Kopf liegt. An einer geeigneten Stelle bohrt er dann ein kleines Loch in den Schädel (Trepanation), über das er die Operationswerkzeuge einführt. In der Regel ist die Bewegung der Biopsiezange computergesteuert und dadurch sehr genau, was eine gezielte Probenentnahme möglich macht.
Jeder Hirntumor bedarf einer individuellen Behandlung. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, einen Hirntumor zu operieren, zu bestrahlen oder einer Chemotherapie zuzuführen. Diese drei Optionen sind dem jeweiligen Tumor angepasst und unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie durchgeführt oder miteinander kombiniert werden.
Welche Hirntumor-Behandlung im Einzelfall geeignet ist, richtet sich nach dem Gewebetyp, der Zellveränderung und molekularbiologischen Besonderheiten. Natürlich ist auch zu berücksichtigen, wie fortgeschritten das Krankheitsbild ist und welche Wünsche der Betroffene äußert. Nicht für jeden Patienten kommen alle Therapieoptionen infrage, dennoch gibt es meistens alternative Behandlungsmaßnahmen.
Eine Hirntumor-OP verfolgt oft verschiedene Ziele. Ein Ziel ist meist, den Hirntumor entweder vollständig zu entfernen oder zumindest zu verkleinern. Dadurch lassen sich Symptome lindern und die Prognose verbessern. Schon eine Tumorverkleinerung schafft bessere Bedingungen für nachfolgende Behandlungen (Strahlen-, Chemotherapie).
Ein operativer Eingriff bei Hirntumor-Patienten hat mitunter auch das Ziel, eine tumorbedingte Abflussstörung des Nervenwassers auszugleichen. Denn wenn der Liquor nicht ungestört abfließt, erhöht sich der Druck im Gehirn, was ernste Beschwerden zur Folge hat. In einer Operation implantiert der Arzt beispielsweise einen Shunt, der das Hirnwasser in den Bauchraum ableitet.
Meistens führt der Arzt eine offene Operation in Vollnarkose durch: Der Kopf ist hierbei fixiert. Nachdem die Haut durchtrennt ist, eröffnet der Operateur den Schädelknochen und die darunterliegende harte Hirnhaut. Die OP des Hirntumors erfolgt mithilfe eines Spezialmikroskops. Einige Patienten erhalten vor der Operation ein fluoreszierendes Mittel, das die Zellen des Hirntumors aufnehmen. Während der Operation leuchtet der Tumor dann unter einem speziellen Licht. Dadurch ist er besser vom umgebenden gesunden Gewebe zu unterscheiden.
Befindet sich der Tumor in der Nähe von wichtigen Hirnzentren, überwacht der Arzt diese mittels spezieller Untersuchungen. So sollen beispielsweise sensible und motorische Funktionen oder die Hörbahn geschützt werden. Nur bei einer Operation mit örtlicher Betäubung besteht die Möglichkeit, das Sprachzentrum zu überwachen. Manchmal ist es notwendig, die Operation zu unterbrechen, um den Operationserfolg mittels Bildgebung (CT, MRT) zu überprüfen.
Nach der Operation stillt der Arzt Blutungen und verschließt die Wunde, von der später meist nur eine Narbe zurückbleibt. Bis sein Zustand stabil ist, verbleibt der Patient zunächst auf einer Überwachungsstation. Der Arzt veranlasst im weiteren Verlauf meistens erneut ein CT oder MRT, um das Operationsergebnis zu überprüfen. Außerdem erhalten die Patienten nach der Operation in der Regel für einige Tage ein Kortisonpräparat. Es soll verhindern, dass das Gehirn stark anschwillt.
Einige Hirntumoren lassen sich ausschließlich mit einer
Strahlentherapie
behandeln. Bei anderen ist diese nur eine von mehreren Behandlungsmaßnahmen.
Eine Bestrahlung soll die Hirntumor-Zellen zerstören, während benachbarte gesunde Zellen dabei möglichst verschont bleiben. Generell ist es nicht möglich, ausschließlich den Hirntumor zu erfassen. Dank guter technischer Möglichkeiten lässt sich das zu bestrahlende Areae aber mit einer vorausgehenden Bildgebung sehr gut berechnen. Die Bestrahlung erfolgt in mehreren Einzelsitzungen, weil dies das Ergebnis verbessert.
Um das Tumorareal nicht bei jeder Sitzung neu bestimmen zu müssen, werden individuelle Gesichtsmasken angefertigt. Damit lässt sich der Kopf des Betroffenen jedes Mal für die Bestrahlung exakt in die gleiche Position bringen.
Bei einer Strahlentherapie treten mitunter Nebenwirkungen auf. Beispielsweise rötet sich manchmal die Haut über dem bestrahlten Areal. Auch Kopfschmerzen und Übelkeit kommen vor. Der Arzt klärt Sie vor einer Strahlentherapie über mögliche Nebenwirkungen auf und sagt Ihnen, wie Sie mit diesen umgehen.
Spezielle Krebsmedikamente (Chemotherapeutika) kommen zum Einsatz, um Hirntumor-Zellen abzutöten oder ihre Vermehrung zu stoppen. Wird die Chemotherapie vor der Operation durchgeführt (um den Tumor zu verkleinern), spricht man von einer neoadjuvanten Chemotherapie. Schließt sie sich hingegen an die operative Hirntumor-Entfernung an (um restliche Tumorzellen abzutöten), bezeichnen Fachleute sie als adjuvant.
Für die unterschiedlichen Gehirntumor-Arten eignen sich verschiedene Medikamente. Einige Hirntumoren sprechen auch gar nicht auf Chemotherapeutika an und benötigen daher eine andere Therapieform.
Anders als bei anderen Krebserkrankungen müssen bei einem Hirntumor die Chemotherapeutika erst die
Blut-Hirn-Schranke
überwinden, um ihren Zielort zu erreichen. Im Einzelfall spritzt der Arzt die Chemotherapeutika direkt in den Rückenmarkskanal. Sie gelangen dann mit dem Nervenwasser in das Gehirn.
Genau wie bei der Strahlentherapie erfassen Chemotherapeutika auch gesunde Zellen. Dadurch entstehen manchmal bestimmte Nebenwirkungen, etwa eine Störung der Blutbildung. Welche Nebenwirkungen bei den jeweils eingesetzten Medikamenten typisch sind, bespricht der Arzt vor der Behandlung.
Unter dem Begriff „Supportive Therapie“ sind alle Maßnahmen zusammengefasst, die den Betroffenen während seiner Krankheit unterstützen. Sie bekämpft den Tumor nicht direkt, sondern lediglich die Beschwerden, die er oder die Behandlung (etwa Chemotherapie) verursacht. Solche Beschwerden sind beispielsweise Kopfschmerzen, erhöhter Hirndruck, Erbrechen, Übelkeit, Schmerzen, Infekte oder Blutveränderungen, die der Arzt dann medikamentös behandelt.
Auch eine psychoonkologische Betreuung ist meist Teil der Supportivtherapie: Sie soll Patienten und ihre Angehörigen beim Umgang mit der schweren Erkrankung unterstützen.
Jeder Hirntumor hat eine unterschiedliche Prognose. Der Krankheitsverlauf und die Heilungschancen hängen sehr davon ab, wie das Gewebe des Tumors aufgebaut ist, wie schnell er wächst, wie aggressiv er ist und wo genau im Gehirn er liegt.
Als Anhaltspunkt für Ärzte und Patienten hat die WHO eine Schweregrad-Einteilung für Tumoren entwickelt. Insgesamt gibt es vier Schweregrade, die unter anderem anhand des Gewebecharakters (Malignitätskriterien) definiert werden. Diese beschreiben einen Tumor in seinen oberflächlichen Zellveränderungen, seinem Wachstum und seiner Größe sowie dem Umfang der Gewebeschädigungen (Nekrosen), die der Tumor hervorruft.
In der Klassifizierung sind auch verschiedene genetische Merkmale berücksichtigt, die entsprechende Veränderungen in der Funktionsweise der Tumorzellen hervorrufen. Weitere Aspekte, die in die Klassifizierung einfließen, sind der Ort, wo der Tumor liegt, das Patientenalter und der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen.
Diese Einteilung dient nicht nur dazu, die individuellen Heilungschancen abzuschätzen. Nach ihr richtet sich auch, welche Behandlungsmethode die beste Prognose bietet. So besteht die Möglichkeit, einen Hirntumor ersten Grades in der Regel durch eine Operation zu heilen.
Ein zweitgradiger Hirntumor kehrt häufiger nach einer Operation wieder, es bilden sich sogenannte Rezidive aus. Bei WHO-Grad 3 oder 4 sind die Heilungschancen durch eine Operation allein meist schlecht, so dass Ärzte nach einer Operation in jedem Fall eine Strahlen- und/oder Chemotherapie empfehlen.
Die Überlebensrate bei Hirntumoren betrug in Deutschland im Jahr 2016 bei Männern fünf Jahre nach einer Behandlung etwa 21 Prozent und bei Frauen 24 Prozent.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Hirntumor
Kurzübersicht
Was ist ein Hirntumor?
Primäre Hirntumoren
Sekundäre Hirntumoren
Anzeichen für einen Hirntumor
Wodurch entstehen Hirntumoren?
Wie wird ein Hirntumor diagnostiziert und untersucht?
CT und MRT
Messung der elektrischen Hirnströme (EEG)
Nervenwasseruntersuchung (Liquorpunktion)
Entnahme einer Gewebeprobe
Wie wird ein Hirntumor behandelt?
Operation
Bestrahlung
Chemotherapie
Supportive Therapie
Wie sehen die Überlebenschancen bei Hirntumoren aus?
Autoren- & Quelleninformationen