Illness name: myom
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Ein
Myom
ist ein gutartiger Tumor, der sich aus Muskelzellen enzwickelt. Oft wird der Begriff Myom synonym für das Gebärmuttermyom verwendet. Myome in der Gebärmutter sind die häufigsten gutartigen Tumoren bei Frauen. Sie sind an sich nicht gefährlich, verursachen aber in einigen Fällen unangenehme Beschwerden und ernste Komplikationen. Lesen Sie hier, was Myome sind, über Symptome, ihre Behandlung und Prognose.
Ein Myom ist ein Tumor, der sich aus Muskelzellen entwickelt. Je nachdem, welche Art von Muskelzellen betroffen ist, unterscheidet man zwischen:
Das Myom gehört zu den gutartigen Tumoren. Gutartig bedeutet, dass die Tumoren nur langsam wachsen. Dabei dringen sie nicht in umliegendes Gewebe ein – sie verdrängen es nur. Im Gegensatz zu bösartigen Tumoren (Krebs) bilden gutartige Tumore keine Tochtergeschwülste (Metastasen).
Myome bergen daher nicht dieselben Gefahren wie bösartige Krebsgeschwülste. Dennoch beeinflussen sie mitunter die Lebensqualität der Betroffenen oder rufen ernste Komplikationen hervor.
Je nachdem, wo ein Myom in der Gebärmutter entsteht und in welche Richtung es sich ausdehnt, unterscheiden Mediziner verschiedene Myom-Typen:
Myome in der Gebärmutter treten entweder einzeln oder in größerer Zahl auf. Ist nur ein einzelner Tumor vorhanden, sprechen Fachleute von einem solitären Myom. Bilden sich gleichzeitig mehrere Myome aus, liegt ein sogenannter Uterus myomatosus vor. Dieser ist meist stark vergrößert und führt zu Komplikationen.
Ein Leiomyom des Uterus (Gebärmuttermyom) ist der häufigste gutartige Tumor im weiblichen Genitaltrakt. Etwa zehn bis 20 Prozent aller Frauen ab dem 30. Lebensjahr haben ein Myom an der Gebärmutter. Meist entwickeln sich Myome zwischen dem 35. und dem 50. Lebensjahr. Vor dem 25. Lebensjahr sind sie sehr selten.
Etwa 25 Prozent aller betroffenen Frauen haben keine Beschwerden durch das Myom. Der Rest hat mehr oder weniger starke Symptome. Die Myom-Beschwerden machen manchmal auch einen Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Der Krankheitsverlauf bei einem Myom hängt von der Lage und der Größe des gutartigen Tumors ab. Dementsprechend treten unterschiedlich starke Symptome sowie Komplikationen auf. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es ratsam, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt wahrzunehmen.
Zu den möglichen
Komplikationen
gehören:
Grundsätzlich stellt ein Myom in der Gebärmutter kein Hindernis für eine Schwangerschaft dar. Nur in seltenen Fällen kommt es bei betroffenen Frauen zu Problemen mit der Fruchtbarkeit, etwa wenn das Myom vor dem
Eileiter
liegt.
Während einer Schwangerschaft sind verschiedene Probleme durch ein Myom möglich. Als östrogenabhängige Tumoren wachsen Myome in der Schwangerschaft schneller, weil der Körper dann mehr von dem Geschlechtshormon produziert.
Durch ihre zunehmende Größe und ihre Lage lösen Myome manchmal Schmerzen aus, verursachen Lageanomalien des Kindes (wie Steißlage) oder blockieren den Geburtskanal. Dann ist mitunter ein
Kaiserschnitt
nötig. Auch vorzeitige Wehen sind möglich. Myome erhöhen nachweislich die Früh- und Fehlgeburtsrate.
Wächst das Myom direkt unter der Gebärmutterschleimhaut oder in der Gebärmutterhöhle, besteht neben dem Risiko für eine
Fehlgeburt
die Gefahr einer
Eileiterschwangerschaft
.
Experten gehen heute davon aus, dass sich aus einem Myom kein Krebs (Sarkom) entwickelt. Genetische Studien deuten darauf hin, dass sich ein Sarkom unabhängig von einem Myom entwickelt.
Dennoch ist es sinnvoll, gynäkologische Kontrolluntersuchungen regelmäßig wahrzunehmen. Komplikationen durch ein
Myom
lassen sich dadurch frühzeitig erkennen und behandeln.
Myome verursachen bei etwa einem Viertel der betroffenen Frauen keine Symptome. Oft entdeckt der Frauenarzt den gutartigen Tumor in der Gebärmutter zufällig bei einer Routineuntersuchung.
In allen anderen Fällen lösen Myome Beschwerden aus. Welche das sind und wie stark ausgeprägt sie sind, hängt von der Größe und Lage des Myoms ab.
Häufige Anzeichen für ein Myom sind:
Weniger häufige Beschwerden bei einem Myom sind:
Beschwerden wie eine verstärkte Menstruation oder vermehrter Harndrang sind manchmal ein Hinweis auf ein Gebärmuttermyom. Um einem solchen Verdacht nachzugehen, erkundigt sich der Frauenarzt zunächst ausführlich über bestehende Beschwerden sowie eventuelle Vorerkrankungen (
Anamnese
).
Nach der Erhebung der Krankengeschichte folgt eine
gynäkologische Tastuntersuchung:
einmal durch die Scheide und einmal gleichzeitig durch den Enddarm und über die Bauchdecke. Ein größeres Myom oder mehrere Myome lassen sich dabei meist ertasten (Uterus myomatosus).
Mit der
Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
lässt sich der Myom-Verdacht in der Regel bestätigen. Dadurch lassen sich die genaue Lage und Größe des Myoms beziehungsweise der Myome ermitteln. Die Ultraschalluntersuchung erfolgt entweder über die Bauchdecke oder – häufiger – über die Scheide (Vaginalsonografie).
Bringt der
Ultraschall
keine genaue Diagnose, führt der Arzt gegebenenfalls eine
Spiegelung der Gebärmutter (Hysteroskopie)
oder des Bauchraumes (
Laparoskopie
)
durch.
Wenn das Myom auf den Harnleiter drückt, ist es unter Umständen notwendig, die Nieren und ableitenden Harnwege mittels
Ultraschall
und einer Röntgendarstellung mit Kontrastmittel (
Pyelogramm
) zu untersuchen.
Sind die Untersuchungsergebnisse unklar, ordnet der Arzt manchmal eine
Magnetresonanztomografie (MRT)
an. Außerdem erfolgen bei Bedarf eine
Blutuntersuchung
(bei Verdacht auf eine Blutarmut) sowie eine
Messung des Hormonspiegels
.
Solange Myome keine Beschwerden verursachen, ist eine Behandlung meist nicht erforderlich. Es ist aber ratsam, alle sechs bis zwölf Monate zu einer gynäkologischen Kontrolluntersuchung zu gehen. Myom, Gebärmutter und eventuelle Beschwerden beurteilt der Arzt dann genau.
Sobald durch ein Myom (beziehungsweise mehrere Myome) Beschwerden oder Komplikationen auftreten, stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung. Entscheidend bei der Therapiewahl sind unter anderem das Alter der Frau, die Familienplanung, Art und Ausmaß der Beschwerden sowie Lage und Größe des Myoms.
Grundsätzlich lassen sich Myome medikamentös (GnRH-Antagonisten), operativ (Myomektomie) oder mittels spezieller Verfahren (Embolisation, fokussierter Ultraschall) behandeln. Im Extremfall ist die Entfernung der Gebärmutter eine Behandlungsoption.
Zur Myom-Behandlung mit Medikamenten gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ziel ist, dass die Myome durch die eingesetzten Präparate nicht mehr wachsen und gegebenenfalls sogar schrumpfen. Daher wirken alle Präparate auf hormoneller Ebene.
Gestagene sind
Hormone
, die auch in vielen Anti-Baby-Pillen enthalten sind. Sie sind ein Gegenspieler des Geschlechtshormons Östrogen. Eine Behandlung mit Gestagenen bremst in vielen Fällen das Myomwachstum und lässt Myome manchmal sogar schrumpfen.
Das verringert die Beschwerden und vereinfacht eine spätere Operation. Die hemmende Wirkung der Gestagene auf das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut reduziert zudem meist auch die Stärke der Regelblutung.
GnRH-Analoga imitieren ein bestimmtes Steuerhormon für den weiblichen Hormonhaushalt: das Gonadoliberin (auch Gonadotropin-Releasing-Hormon, GnRH). Es stimuliert die Hirnanhangdrüse (
Hypophyse
) dazu, stoßweise Gonadotropine auszuschütten. Diese Hormone wiederum regen die Eierstöcke zur Bildung von Östrogenen an.
Werden GnRH-Analoga kontinuierlich angewendet, sinkt der Östrogenspiegel jedoch. Da die GnRH-Analoga durchweg stimulieren, spricht die Hypophyse immer weniger darauf an. Infolgedessen stellt sie weniger Gonadotropine her, wodurch sich die Östrogenbildung verringert.
Das Myom wird nicht mehr zum Wachstum stimuliert und verkleinert sich sogar im Idealfall.
Der selektive Progesteron-Rezeptor-Modulator Ulipristalacetat hemmt die Progesteron-Andockstellen von Myomzellen. Den Myomzellen fehlt damit ein wichtiger Wachstumsreiz: Die Myome schrumpfen und myombedingte Blutungen lassen nach.
Allerdings besteht das Risiko, dass das Medikament die
Leber
schädigt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt Ulipristalacetat daher nur Frauen vor der Menopause, bei denen ein operativer Eingriff nicht möglich ist oder nicht erfolgreich war.
Um generell Myom-Beschwerden zu lindern, ist Ulipristalacetat laut dem Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Arzneimittelsicherheit (PRAC) hingegen nicht mehr geeignet.
Der Wirkstoff Ulipristalacetat ist auch in der "Pille danach" enthalten. Diese wird aber nur einmalig eingenommen. In diesem Zusammenhang gibt es bislang keine Berichte über mögliche Leberschäden. Die Warnung der EMA betrifft daher nur das Ulipristal-Präparat zur Myombehandlung.
Bei einem sehr großen Myom, starken Beschwerden durch den gutartigen Tumor oder mehreren Myomen (Uterus myomatosus) ist eine Operation das Mittel der Wahl. Auch wenn nicht klar ist, ob es sich nicht doch um einen bösartigen Tumor (Sarkom) handelt, ist ein operativer Eingriff notwendig.
In den meisten Fällen wird dabei die gesamte
Gebärmutter entfernt (Hysterektomie)
, meist über die Scheide, über einen Bauchschnitt oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie).
Ist das Myom klein und besteht bei der Frau ein Kinderwunsch, versucht der Arzt unter Umständen, Myome isoliert zu entfernen. Das geschieht durch
Ausschälung der Myome (Myomenukleation)
. Dabei kommen je nach Myom-Typ verschiedene Verfahren infrage.
So lässt sich das Myom zum Beispiel über einen Bauchschnitt oder über die Scheide entfernen. Daneben hat in den letzten Jahren die laparoskopische Entfernung stark zugenommen. Dabei werden drei kleine Einstiche in die Bauchdecke gemacht, bevor der Arzt das Myom mit einem langen schmalen Rohr (dem Laparoskop) herausschneidet.
Eine weitere Methode zur Behandlung der Myome in der Gebärmutter ist die perkutane Transkatheterembolisation. Dabei verschließt der Arzt die
Blutgefäße
, die das Myom mit Nährstoffen versorgen. In der Folge bilden sich Myome zurück – im Idealfall innerhalb von sechs Monaten bis maximal einem Jahr.
Bei Myomen, die sich in einer günstigen Lage befinden, kommt eine weitere Behandlungsmöglichkeit in Betracht: der fokussierte Ultraschall. Die Patientin liegt dabei in Bauchlage über einer Schallquelle. Von dieser gehen hochfrequente Schallwellen aus, die genau auf das Myom gerichtet werden.
Durch die Fokussierung der Schallwellen entsteht an dieser Stelle eine so große Hitze, dass das Myom abstirbt. Es wird dann von den Zellen des Immunsystems abgebaut. Diese Behandlung dauert etwa drei Stunden und ist sehr teuer. Da das Verfahren relativ neu ist, übernehmen die Krankenkassen die Kosten meist nicht.
Wie genau es zu einem Myom in der Gebärmutter kommt, ist noch unbekannt. Wissenschaftler vermuten, dass das weibliche Hormon
Östrogen
dabei eine wichtige Rolle spielt. Östrogen sorgt für das Wachstum der Schleimhaut, welche die Gebärmutter im Inneren auskleidet (Endometrium).
Es beeinflusst auch das Wachstum der Muskelschicht in der Gebärmutterwand. So ist möglicherweise eine Fehlregulation für das Leiomyom des Uterus verantwortlich. Wenn die Östrogenproduktion nach den Wechseljahren (Klimakterium) nachlässt, treten meist keine Myome mehr auf. Vorhandene Myome hören in den Wechseljahren häufig auf zu wachsen oder bilden sich dann sogar zurück.
Auch eine
genetische Ursache
bei der Myom-Entstehung wird diskutiert. Myome treten nämlich in bestimmten Familien gehäuft auf. Außerdem haben Studien zufolge Frauen mit afrikanischen Wurzeln ein etwa neunmal höheres Risiko, ein Myom zu entwickeln, als europäische Frauen. Verantwortlich für die Myom-Entstehung soll ein einzelnes Gen sein.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Myom
Kurzübersicht
Was ist ein Myom?
Myome: Einteilung nach der Lage
Was ist ein Uterus myomatosus?
Zahlen und Fakten
Wie gefährlich sind Myome in der Gebärmutter?
Myom & Schwangerschaft
Keine Krebsgefahr
Welche Symptome treten durch ein Myom auf?
Durch welche Untersuchungen lässt sich ein Myom feststellen?
Welche Behandlung kommt bei einem Myom infrage?
Medikamentöse Behandlung
Gestagene
GnRH-Analoga
Ulipristalacetat
Operative Behandlung
Embolisation
Fokussierter Ultraschall
Welche Ursache hat ein Myom?
Autoren- & Quelleninformationen