Illness name: achillodynie
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Achillodynie
ist eine schmerzhafte Schädigung der Achillessehne. Die Erkrankung tritt fast ausschließlich bei sportlich aktiven Menschen auf und gehört zu den häufigsten Sportverletzungen. Ursache ist meist eine lange Fehl- oder Überbelastung der Achillessehne. Typisch für die Achillodynie ist ein Schmerz im Bereich des hinteren Unterschenkels und der Ferse bei Belastung. Zur Achillodynie-Therapie kommen meistens nicht-operative Methoden zum Einsatz. Wird die Schädigung rechtzeitig erkannt und behandelt, lässt sich das Voranschreiten verhindern oder zumindest bremsen. Lesen Sie alles Wichtige zur Achillodynie.
Die Achillodynie („dynie“ = Schmerz) beschreibt einen Schmerzzustand der Achillessehne, der meist nach einer ungewohnt starken Belastung auftritt. Die Beschwerden klingen normalerweise nach einigen Tagen Schonung von alleine ab. In einigen Fällen treten sie nach erneuter Belastung aber wieder auf.
Ärzte gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent aller Jogger diesen Schmerzzustand kennen. Insgesamt erkranken mehr Männer als Frauen an der Achillessehne. In etwa 40 Prozent der Fälle haben die Betroffenen eine beidseitige Achillodynie. Ein Auftreten der Erkrankung ohne sportliche Belastung ist äußerst selten.
Meistens beginnt die Achillodynie um das 30. Lebensjahr. Die Patienten haben dann bereits seit durchschnittlich zwölf Jahren Sport getrieben. Es wird von Fällen berichtet, in denen die Achillodynie bereits nach vier Jahren Trainingszeit auftrat. Andere Patienten erkranken erst 20 Jahre nach Aufnahme des Trainings.
Die Achillessehne ist die dickste und stärkste Sehne des menschlichen Körpers. Sie ist die gemeinsame Endsehne (Enthese) des dreiköpfigen Wadenmuskels (Musculus triceps surae), die am Fersenbein ansetzt. Die Achillessehne überträgt die Kraft des Wadenmuskels auf den
Fuß
. Zieht sich der Wadenmuskel zusammen (Muskelkontraktion), wird dadurch der Fuß an den Zehen abgesenkt. Notwendig ist das beispielsweise beim Zehenspitzenstand, beim Laufen oder Springen.
Bei einer Achillodynie sind diese Bewegungen häufig nur schwer oder nur unter Schmerzen möglich. Auch Bewegungen, bei denen die Achillessehne passiv gedehnt wird, etwa das Anheben der Zehen beim Bergaufgehen, sind schmerzhaft.
Die Achillessehne hält im Normalfall hohen Belastungen stand. Dennoch ist sie häufig von Verletzungen betroffen. Die Blutversorgung ist in manchen Bereichen der Achillessehne schlecht, weswegen Schäden an der Achillessehne nicht immer vollständig verheilen. Achillodynie oder ein Riss der Achillessehne (Achillessehnenruptur) sind nach einigen Jahren häufig die Folge.
Die Achillodynie-Therapie erfolgt in der Regel rein konservativ, nicht operativ. Nur wenn diese Achillodynie-Behandlung keinen Erfolg hat, ist in seltenen Fällen eine Operation notwendig.
Bei der
konservativen Achillodynie-Therapie
steht die Entlastung der Achillessehne vor allem bei akuten Beschwerden im Vordergrund. Dafür gilt es, zunächst die auslösende Belastung (zum Beispiel das Joggen) zu vermeiden und den Fuß so gut wie möglich zu schonen. Er darf erst dann wieder voll beansprucht werden, wenn die Schmerzen vollständig abgeklungen sind. Das gelingt in vielen Fällen mithilfe einer
Schiene oder Bandage
.
Zusätzlich verabreichen Ärzte zur Linderung der Beschwerden entzündungshemmende Medikamente und
Schmerzmittel
wie
Paracetamol
,
Ibuprofen
oder
Diclofenac
. Wenn die Schmerzen direkt nach dem Sport auftreten, hilft es, die Achillessehne zu kühlen. Ist das Leiden nach mehreren Tagen vollständig verschwunden, sollte die Sehne hingegen gewärmt werden, um den Heilungsprozess zu fördern.
Ebenso helfen
spezielle Einlagen
für die Schuhe oder
spezielles Schuhwerk
bei Achillodynie. Übungen, die Betroffene in der
Physiotherapie
lernen, zeigen ihnen, wie sie den Fuß auf die richtige Weise belasten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, kinesiologische Tapes anzubringen.
Manche Ärzte empfehlen außerdem, Substanzen wie Glukose oder Actovegin, ein Hämodialysat aus Kälberblut, an die Sehne zu spritzen, um die Wundheilung zu beschleunigen. Die Wirksamkeit dieser Spritzen ist allerdings nicht umfassend wissenschaftlich bewiesen. Außerdem ist die Zulassung von Actovegin in Deutschland seit 2008 ausgelaufen. In Österreich ist es weiterhin erhältlich und darf auch in Deutschland angewendet werden, Ärzte und Therapeuten müssen aber den Betroffenen darauf hinweisen.
Die
extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)
ist eine neuere, ebenfalls nicht-operative Therapieform, die bei der Behandlung von entzündeten und verkalkten Sehnen und Bändern zum Einsatz kommt. Bei dieser Methode führt der Arzt ein Gerät mit einem Schallkopf über die betroffene Region am Fuß, was für den Patienten vollkommen schmerzfrei ist.
Der Schallkopf gibt energiereiche Schallwellen ab, die von außen durch die
Haut
auf die Sehne und das umliegende Gewebe übertragen werden. Sie zertrümmern dabei Kalkablagerung, die sich an der Sehne gebildet haben und diese versteifen. Durch den Druck der Schallwellen lösen sich die Ablagerungen vom Gewebe, ohne es zu beschädigen.
Zudem übertragen die Wellen viel Energie in das entzündete Gewebe, was sowohl die Sehne als auch den Knochen zusätzlich bei der Regeneration unterstützt. Die Sehne erhält ihre Elastizität zurück, wodurch sich die Beweglichkeit des Fußes schonend wiederherstellen lässt.
Eine ebenfalls auf Druckeinwirkung beruhende Behandlungsmethode ist die
Ultraschalltherapie
. Die übertragenden Schallwellen sind in diesem Fall sehr viel kürzer und für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar. Sie geben eine andere Energiemenge an das Gewebe ab und haben daher ein anderes Wirkspektrum. Ultraschallwellen unterstützen in ähnlicher Form wie bei der Stoßwellentherapie den Heilungsprozess bei einer Sehnenentzündung.
Eine andere Form der Energie nutzt die
Elektrotherapie
, bei der Strom durch das Gewebe fließt. Auch hierbei ist es die Energie, die das geschädigte Gewebe positiv stimuliert und den Heilungsvorgang fördert.
Bei einer
operativen Achillodynie-Behandlung
wird entweder die Sehnenhaut (Peritendineum) gespalten, oder es werden Teile des veränderten Gewebes entfernt (
Debridement
). Die Operation ist als Maßnahme nur sinnvoll, wenn die konservative Therapie über einen langen Zeitraum nicht angeschlagen hat.
Der Arzt wird den Patienten darüber aufklären, dass die Beschwerden der Achillodynie möglicherweise auch nach der Operation bestehen bleiben. Außerdem birgt die operative Behandlung die Gefahr, dass
Narben
in der Sehne entstehen, die unter Umständen ebenfalls Schmerzen bereiten. Gegebenenfalls reißt die Sehne nach der OP auch leichter.
Die Achillodynie verschwindet in vielen Fällen, wenn die Belastung wegfällt. Wenn man der Achillessehne Zeit zur Erholung gibt und konsequent bis zur vollständigen Schmerzfreiheit den auslösenden Sport oder das falsche Schuhwerk weglässt, ist es möglich, wieder völlig schmerzfrei zu werden.
Ist die Achillessehne aber bei fortgeschrittener Achillodynie bereits stark geschädigt, bestehen häufig dauerhaft Schmerzen bei Belastung oder auch in Ruhe. Eine vollständige Regeneration der stark geschädigten Sehne ist in diesem Stadium kaum noch möglich. Wenn Betroffene ihre Beschwerden frühzeitig ernstnehmen, lässt sich eine
Achillodynie
in vielen Fällen verhindern.
Die Achillodynie äußert sich durch belastungsabhängige Schmerzen der Achillessehne. Wann es schmerzt, hängt davon ab, wie weit die Schädigung bereits fortgeschritten ist: In einem frühen Stadium der Achillodynie klagen die Patienten nur nach einer ungewohnt starken Belastung über Schmerzen. Meist treten die Schmerzen etwa einen Tag nach der Belastung auf und klingen in den folgenden Tagen von alleine wieder ab.
Weitere typische Beschwerden bei Achillodynie:
Schreitet die Achillodynie weiter voran, sind die Schmerzen bereits während oder direkt nach einer moderaten Belastung spürbar. Die Achillessehne ist jetzt als Reaktion auf die fortdauernde Überlastung etwas verdickt. Zwar verschwinden die Schmerzen, wenn man sich schont, sie kommen aber bei erneuter Belastung wieder.
Manche Betroffene klagen insbesondere beim Aufwärmen über Schmerzen. Häufig ist in diesem Stadium der Leidensdruck bereits groß, da sportliche Aktivitäten nur noch unter Schmerzen möglich sind.
Bei weit fortgeschrittener Achillodynie sind die strukturellen Schäden an der Achillessehne so groß, dass sich mitunter ein dauerhafter Ruheschmerz entwickelt. In diesem Stadium sind schon Alltagsbelastungen wie Gehen sehr schmerzhaft. Die Lebensqualität ist dadurch häufig stark eingeschränkt.
Die Achillodynie ist nicht die Folge einer akuten Verletzung der Achillessehne, sondern meist das Resultat einer langjährigen Fehlbelastung oder Überbeanspruchung. Oft ist die Sehne zusätzlich entzündet. Sie verschleißt mit der Zeit und ist strukturell geschädigt ("degenerative Veränderungen"). Diese belastungsbedingten Funktionsstörungen einer Sehne bezeichnen Mediziner als (Insertions-)Tendinopathie.
Die Achillodynie zählt zu den häufigsten Sportschäden und betrifft vor allem professionelle Leichtathleten. Aber auch Amateursportler leiden darunter. Besonders Sportarten mit hoher Lauf- und Sprungbelastung sind typische Auslöser für eine Achillodynie. Ebenso haben Fußball- und Tennisspieler, Triathleten oder Balletttänzer häufiger Probleme mit Achillodynie. Denn vor allem schnelle Lauf- und Sprungbewegungen führen zu einer zunehmenden Abnutzung der Achillessehne.
Mediziner bezeichnen diesen Verschleiß als „degenerative Veränderung“. Sie entsteht hauptsächlich im unteren Bereich der Achillessehne in der Nähe des Sehnenansatzes an der Ferse. Dort ist die Durchblutung der Achillessehne meist nur mangelhaft, weswegen Verletzungen nicht so gut heilen.
Belastungen verursachen an der Achillessehne ständig winzige Schäden (Mikrotraumen) innerhalb der Sehne. Bei regelmäßiger Überlastung der Sehne entsteht ein Missverhältnis zwischen den vielen kleinen Mikrotraumen einerseits und der eher begrenzten Fähigkeit der Achillessehne sich zu regenerieren andererseits. Es ist aber sehr unterschiedlich, wie schnell sich eine Achillodynie im individuellen Fall entwickelt. Das wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf Achillodynie ist ein Facharzt für Orthopädie. Der Arzt stellt Ihnen zunächst Fragen zu den aktuellen Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen oder Operationen (
Anamnesegespräch
), beispielsweise:
Um eine Achillodynie festzustellen, erfolgt zusätzlich eine körperliche Untersuchung, bei der Sie sich in Bauchlage befinden. Der Arzt nimmt in dieser Position die Achillessehne zwischen zwei Finger, der sogenannte „Zangengriff“, der bei manchen Betroffenen mit Achillodynie schmerzt. Der Arzt erfühlt dabei, ob die Achillessehne verdickt oder geschwollen ist.
Außerdem bewegt der Mediziner den Fuß und bittet Sie gegebenenfalls, auf den Zehen und den Hacken zu laufen. Um die Achillodynie von weiteren Erkrankungen der Achillessehne abzugrenzen, sind meist weitere bildgebende Untersuchungen notwendig.
Ein Teilriss der Achillessehne, eine Entzündung der Sehnenscheide oder ein
Fersensporn
verursachen ähnliche Beschwerden. Mit bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomografie (MRT, „Kernspin“), per
Ultraschall
und gegebenenfalls durch
Röntgen
ist es möglich, diese Erkrankungen von der Achillodynie abzugrenzen.
Ein MRT ist dabei heutzutage das Mittel der ersten Wahl. Dabei lassen sich vor allem tiefe Schichten der Achillessehne darstellen, die bei der Achillodynie häufig betroffen sind. Der Ultraschall dient dem Ausschluss eines Sehnenrisses und wird oft genutzt, um den Verlauf der Erkrankung zu dokumentieren. Im Röntgenbild sieht der Arzt eventuelle Verkalkungen der Achillessehne und knöcherne Verletzungen des Fußes.
Sport ist zwar der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung einer Achillodynie, jedoch ist Achillodynie nicht zwangsläufig die Folge sportlicher Aktivität. Betroffene müssen deshalb nicht zwingend auf Sport verzichten. Die Art und Weise, wie er betrieben wird, hat einen großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und die Prognose der Erkrankung.
Grundsätzlich sollte jeder Sportler darauf achten, genügend Erholungspausen zwischen den Trainingseinheiten zu machen. Wichtig ist außerdem, dass man sich vor der Belastung aufwärmt und während des Sports darauf achtet, den Körper möglichst nicht zu überlasten. Bereits diese drei einfachen Grundregeln helfen, die Schäden an der Achillessehne zu minimieren und die Regeneration zu fördern.
Außerdem sollte während des Trainings und im Alltag auf das richtige Schuhwerk geachtet werden. Lassen Sie sich in einem Fachgeschäft und bei Fußfehlstellungen von einem orthopädischen Schuhmacher beraten. Achten Sie darauf, nicht zu oft und zu lange Schuhe mit hohen Absätzen zu tragen. Dies führt oft auch ohne sportliche Aktivität zur Sehnenverkürzung und anschließend zu Achillodynie. Wenn Menschen, die im Alltag häufig hohe Schuhe tragen, mit dem Joggen neu beginnen, haben sie ein deutlich erhöhtes Risiko, an Achillodynie zu erkranken.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Achillodynie
Kurzübersicht
Was ist eine Achillodynie?
Anatomie und Physiologie der Achillessehne
Was tun, um Beschwerden zu lindern?
Stoßwellen-, Ultraschall- und Elektrotherapie
Operation
Ist Achillodynie heilbar?
Achillodynie: Symptome
Ursachen und Risikofaktoren
Äußere Faktoren
Innere Faktoren
Untersuchungen und Diagnose
Weitere Untersuchungen
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen