Illness name: zahnwurzelentzuendung
Description:
Clemens Gödel ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.
Die
Zahnwurzelentzündung
ist eine meist durch Karies bedingte Schädigung der Zahnwurzel, insbesondere des Wurzelmarks und der darin verlaufenden Nerven. In schweren Fällen kann ein Zahn durch die Entzündung absterben. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Symptomen, Diagnostik und Therapie einer Zahnwurzelentzündung.
Die Zahnwurzelentzündung ist eine tiefe Entzündung des Zahnes. Ihre häufigste Ursache ist
Karies
. Die Entzündung dringt durch die verschiedenen Schichten des Zahns bis in das Zahnmark und die Wurzelspitze (apikale
Parodontitis
), die den Zahn im Kieferknochen verankert. Zunächst sind die Schäden am Zahnmark oft umkehrbar, im weiteren Verlauf jedoch nicht mehr. Es drohen Nervenschäden und ein Absterben des Zahnes. Gehen Sie deshalb bei Anzeichen einer Zahnwurzelentzündung umgehend zum Zahnarzt!
Typischerweise ruft eine Zahnwurzelentzündung Symptome wie Schmerzen und Druckgefühl im Bereich des entzündeten Zahns hervor:
Die am Entzündungsprozess beteiligten
Bakterien
breiten sich zunächst unbemerkt am und im Zahn aus. Nähert sich die Entzündung dem Wurzelbereich, entwickeln sich oft leichte bis schwere Zahnschmerzen. Anfangs tritt der Schmerz nur bei Provokation auf, etwa beim Beißen (Aufbissschmerz) oder Abklopfen des entzündeten Bereichs (Perkussionsschmerz) auf. Sobald sich das Zahnmark entzündet (Pulpitis), besteht ein pochender, starker Dauerschmerz.
Darüber hinaus können bei einer Zahnwurzelentzündung die Symptome auch auf andere
Zähne
übergreifen. Nicht selten strahlen die Schmerzen in die Gesichtsregion aus.
Durch die Zahnwurzelentzündung reagiert das Zahnfleisch empfindlich. Beim Zähneputzen kann es schnell zu bluten beginnen. Zusätzlich zieht sich das Zahnfleisch zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Aus den Zahnfleischtaschen wird manchmal Sekret oder Eiter abgesondert, verbunden mit einem zum Teil unangenehmen Mundgeruch. Zusätzlich leidet der Halt der Zähne unter dem geschädigten Zahnfleisch.
Wenn die Schmerzen bei einer Zahnwurzelentzündung plötzlich aufhören, ist der Zahnnerv meist so massiv geschädigt, dass die Schmerzwahrnehmung unterbrochen ist – der Zahn ist "tot".
Bei bereits fortgeschrittenen Nervenschäden kann die Zahnwurzelentzündung auch komplett schmerzfrei verlaufen. Der Zahn kann dann absterben, die Entzündung chronisch werden und sich ungehindert ausbreiten (Abszess- und Fistelbildung). Kinn und Wange schwellen an ("dicke Backe"), und die Schmerzen strahlen in andere Bereiche des Kopfes aus. Ein anschwellender Kieferknochen ist Zeichen eines fortgeschrittenen Entzündungsprozesses.
In den meisten Fällen sind Veränderungen durch
Karies
die Ursache der Zahnwurzelentzündung. Der menschliche
Mund
bietet gute Wachstumsbedingungen für über 700 Bakterienarten. Manche davon verstoffwechseln insbesondere Zucker. Die dabei entstehenden Abfallprodukte (Säuren) greifen die Zähne an. Durch die entstehenden Löcher im Zahnschmelz können die Bakterien auch bis ins Innere des Zahnes vordringen und dort das Immunsystem auf den Plan rufen – eine Entzündung resultiert.
Breitet sich die Entzündung auf den Bereich um die Zahnwurzel aus, sprechen Mediziner von periradikulärer Parodontitis. Auch der Zahnnerv kann dabei angegriffen werden und im schlimmsten Fall absterben. Erreichen die Karies-Bakterien die Wurzelspitze, können sie zudem eine Wurzelspitzentzündung hervorrufen und in weiterer Folge auch den Kieferknochen schädigen.
In sehr seltenen Fällen kann eine Zahnwurzelerkrankung durch eine
Verletzung
ausgelöst werden, die schon Jahre zurückliegt. Ein Beispiel ist ein Schlag auf den Kieferknochen, durch den der Zahnnerv langsam abstirbt. Auch ein Sturz, bei dem die Zahnhartsubstanz abbricht und der Zahnnerv plötzlich ungeschützt frei liegt, kann Auslöser einer Zahnwurzelentzündung sein.
Weitere Auslöser für eine Zahnwurzelentzündung können
Weisheitszähne
sein, die unter der Knochenoberfläche schräg und versetzt wachsen und die Zahnwurzeln der Nachbarzähne reizen.
Unterernährung sowie bestimmte Erkrankungen (
Diabetes mellitus
, Tumorerkrankungen etc.) begünstigen die Entstehung und das Voranschreiten von Karies. Auch eine genetische Anfälligkeit wird diskutiert. Wundheilungsstörungen, eine enge Lage zu Nachbarzähnen und Wurzelfehlbildungen können die Heilung erschweren. Anzeichen für einen schwierigen Verlauf einer Zahnwurzelentzündung sind akute Infektanzeichen und fortgeschrittene Schäden am Zahn.
Bei Zahnschmerzen und anderen Beschwerden, die möglicherweise auf eien Zahnwurzelentzündung hindeuten, wird der Zahnarzt zuerst im Gespräch mit Ihnen wichtige Informationen einholen (
Anamnese
). Beispielsweise kann er Sie fragen:
Danach wird der Zahnarzt besonders die betroffenen Zähne genau inspizieren und mittels Sonde deren Vitalität prüfen. Zusätzlich achtet er auf Verfärbungen, Risse und Brüche am Zahn. Beim Beklopfen des entzündeten Bereichs ist dieser besonders empfindlich. Ist der Schmerz dauerhaft, so ist das Zahnmark vermutlich unumkehrbar geschädigt. Bei nur durch Beklopfen oder Beißen ausgelöstem Schmerz besteht die Hoffnung, dass die Pulpa-Schäden sich noch zurückbilden können.
Mit einem Kältereiz (wie Kohlensäureschnee, Dichloridfluormethan, Ethylenchlorid) testet der Arzt, ob der Nerv in Ihrem entzündeten Zahn noch reagiert. Reizung und Entzündung machen den Nerv nämlich empfindlich. Ein kälteempfindlicher Zahn ist also in gutes Zeichen, denn dann ist dieser noch vital. Ist der Nerv jedoch bereits stark geschädigt, bleibt der Kältereiz reaktionslos.
Bei Unsicherheit bezüglich des Zahnstatus führt der Arzt eine kleine Probebohrung durch (Probetrepanation). Wenn Sie dabei keinen Schmerz verspüren, ist der Zahn vermutlich abgestorben.
Auf einem Röntgenbild lassen sich die knöchernen Strukturen der Mundhöhle und die Zähne im Detail betrachten. Wichtig zur Beurteilung der Zahnwurzelentzündung ist der Vergleich mit vorhergehenden Aufnahmen. Auch Röntgenaufnahmen in verschiedenen Ebenen, eine
Computertomografie
(CT) oder eine 3-D-Volumentomografie (DVT) können gemacht werden.
Ein kleiner Schatten am betroffenen Zahn im Röntgenbild deutet auf eine Zahnwurzelentzündung hin. Typisch ist der Schatten um die Wurzel (periradikuläre Radioluzenz) und eine Erweiterung des Spaltes zwischen der Wurzel und dem Zahnfach im Kieferknochen (Parodontalspalt).
Eventuell sind auch noch Blutuntersuchungen mit einer Bestimmung der Entzündungsparameter oder der Gerinnungsparameter erforderlich.
Die Behandlung der Zahnwurzelentzündung richtet sich nach deren Art und Schwere. Ziel ist es, den Entzündungsherd zu beseitigen und für einen bakteriendichten Wurzelkanalverschluss zu sorgen.
Nicht immer übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Behandlung einer Zahnwurzelentzündung. Informieren Sie sich daher im Vorfeld über die Bedingungen und die Kosten der Therapie.
Zunächst sollte bei einer Zahnwurzelentzündung die Oberfläche des Zahns geglättet und gereinigt werden. Dies kann mit verschiedenen Techniken (
Ultraschall
, Küretten oder Scalern) erfolgen. Es werden damit Konkremente, Plaques und Zahnstein entfernt. Auch kariöse Stellen werden beseitigt (etwa mit dem Bohrer). Außerdem wird der Mund mit antibakteriell wirksamen Lösungen gespült. Das ist wichtig, um eine Keimverschleppung beim Eröffnen des Zahns zu verhindern.
Oft kann eine
Wurzelbehandlung
Abhilfe bieten. Nach Beseitigung von Karies wird das Zahnmark eröffnet und (komplett) entfernt. Dann werden die Wurzelkanaleingänge freigelegt (präpariert) und gespült, um die entzündete Zahnwurzel komplett zu entfernen. Der Wurzelkanal wird dann aufbereitet und eventuell erweitert, um eine Wurzelfüllung einzubringen. Die dichte und vollständige Füllung ist wichtig, um den Zahn vor eindringenden Bakterien zu schützen. Die Wurzel kann nur gefüllt werden, wenn sie symptomfrei, trocken und geruchslos ist. Gegebenenfalls wird die definitive Füllung daher erst in einer zweiten Sitzung eingebracht. Zur Kontrolle werden während des Eingriffs Röntgenbilder angefertigt.
Die sogenannte
Wurzelspitzenresektion
ist eine Operation, bei der die Zahnwurzelspitze gekürzt wird. Dieser Eingriff kann zum Beispiel bei einer Entzündung der Spitze der Zahnwurzel (apikale Ostitis) notwendig werden. Dabei werden zuerst das Zahnfleisch und die Knochenhaut durchtrennt, sodass der Knochen freiliegt. Dann wird der Kieferknochen aufgebohrt (
Osteotomie
). Durch das Knochenfenster wird die Wurzelspitze gekürzt, der Wurzelkanal erweitert und wie bei einer Wurzelkanalbehandlung gefüllt.
In schweren Fällen muss der
Zahn entfernt
werden. Bei einer wiederaufgetretenen Zahnwurzelentzündung muss die vorhandene Wurzelfüllung erneuert und untersucht werden. Ist keine Operation möglich, sollte zumindest eine antibiotische Behandlung begonnen werden.
Solange die Wirkung des lokalen Betäubungsmittels anhält, sollten Sie keine Nahrung zu sich nehmen. Rund 24 Stunden lang gilt es zudem, auf Rauchen, Kaffee und schwarzen Tee zu verzichten. Auch körperliche Anstrengung sollten Sie zunächst vermeiden.
Zur Linderung beziehungsweise Vorbeugung von Schwellung und Schmerzen empfiehlt es sich, die behandelte Stelle zu kühlen (z.B. mit einem in ein Tuch gewickelten Eisbeutel, den Sie an Ihre Backe halten).
Beherzigen Sie die Empfehlungen Ihres Zahnarztes zur Mundhygiene.
Wenn eine Naht gesetzt wurde, können die Fäden nach sieben bis zehn Tagen entfernt werden.
Treten nach der Operation besonders starke Schmerzen, Schwellungen, Fieber oder andere Entzündungszeichen auf, sollten Sie sich umgehend an den behandelnden Zahnarzt oder eine zahnärztliche Notfallambulanz wenden.
Wie bei jedem operativen Eingriff können Wundheilungsstörungen oder Infektionen auftreten. Möglicherweise verordnet Ihnen der Zahnarzt deshalb vorbeugend die Einnahme von Antibiotika.
Manchmal werden bei der Behandlung einer Zahnwurzelentzündung versehentlich umgebende Strukturen (wie Nerven) oder Zahnstrukturen verletzt.
Je früher eine Zahnwurzelentzündung entdeckt und behandelt wird, desto eher lässt sich der Zahn retten. Ohne Behandlung schreitet die Entzündung ungebremst fort und kann sich immer weiter ausbreiten. Dann droht der Verlust des Zahnes.
Eine Parodontitis, inklusive Zahnwurzelentzündung ist der Hauptgrund für Zahnverlust im Erwachsenenalter.
Wenn Sie einer Zahnwurzelentzündung vorbeugen möchten, sollten Sie in erster Linie auf eine
gute Mund- und Zahnhygiene
achten. Dazu gehört, mindestens zweimal täglich die Zähne zu putzen (am besten morgens und abends nach dem Essen). Nehmen Sie sich dazu ausreichend Zeit, und reinigen Sie besonders auch die die hinteren Zähne und die Zahninnenflächen – diese Bereiche werden oft vernachlässigt. Die Zahnzwischenräume sollten Sie mit Zahnseide oder Interdentalbürsten mindestens einmal täglich reinigen.
Außerdem sollten Sie mindestens einmal im Jahr, am besten aber halbjährlich zur
Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt
gehen. Dann kann eine beginnende Karies oder eine bereits bestehende Zahnwurzelentzündung früh erkannt und behandelt werden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Clemens Gödel ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.
Zahnwurzelentzündung
Zahnwurzelentzündung: Beschreibung
Zahnwurzelentzündung: Symptome
Schäden am Zahnfleisch
Warnsignal: Plötzlicher Stopp des Schmerzes
Zahnwurzelentzündung: Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren
Zahnwurzelentzündung: Untersuchungen und Diagnose
Untersuchung des Zahns
Test auf Kälteempfindlichkeit
Probebohrung
Bildgebung
Zahnwurzelentzündung: Behandlung
Vorbereitende Maßnahmen
Wurzelbehandlung
Wurzelspitzenresektion
Was ist nach der Behandlung zu beachten?
Komplikationen
Zahnwurzelentzündung: Krankheitsverlauf und Prognose
Zahnwurzelentzündung: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen