Illness name: impingement syndrom
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Das
Impingement-Syndrom
(Engpass-Syndrom) beschreibt eine schmerzhafte Einklemmung von Sehnen oder Muskeln innerhalb eines Gelenks. Das führt mitunter zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. Das Schultergelenk ist am häufigsten vom Impingement-Syndrom betroffen, gefolgt vom Hüftgelenk. Behandelt wird mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und Operation. Hier lesen Sie alles Wichtige zum Impingement-Syndrom.
Das Impingement-Syndrom (Engpasssyndrom) beschreibt eine schmerzhafte Einklemmung von Sehnen oder Gelenkkapselanteilen (Weichteilen) innerhalb des Gelenkspalts. Die Sehnen gleiten dadurch nicht mehr uneingeschränkt im Gelenkraum. In den meisten Fällen führt dies zu degenerativen Veränderungen, die mit einer eingeschränkten Beweglichkeit des Gelenks einhergehen.
Das Impingement-Syndrom manifestiert sich meistens am
Schultergelenk
. Davon betroffen sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung, Männer und Frauen um das 50. Lebensjahr etwa gleich häufig. Oft tritt das Impingement-Syndrom auch am
Hüftgelenk
auf. Seltener leiden Patienten an einem Impingement-Syndrom des Sprunggelenks.
Mehr zum Thema lesen Sie in unseren Beiträgen
Impingement - Schulter
und
Impingement - Hüfte
.
Das Impingement-Syndrom an der Schulter lässt sich in zwei Formen unterteilen, je nachdem, welche Strukturen komprimiert werden:
Das primäre
Outlet-Impingement-Syndrom
beruht auf einer Veränderung der knöchernen Strukturen, wie beispielsweise einem Knochensporn oder einem zu stark geneigten Knochendach.
Das sekundäre
Non-Outlet-Impingement-Syndrom
ist die Folge einer anderen Erkrankung oder Verletzung, die den Gelenkspalt verkleinert. Dazu gehören zum Beispiel eine Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis) sowie Schäden an Sehnen oder Muskeln.
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Impingement-Syndrom ist der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Bereits durch die detaillierte Beschreibung Ihrer Symptome erhält der Arzt wertvolle Informationen zu Ihrem aktuellen Gesundheitszustand. Der Arzt stellt Ihnen hierzu beispielsweise folgende Fragen:
Im Anschluss an diese Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) wird der Arzt Sie körperlich untersuchen. Dabei testet er die Beweglichkeit des Gelenks, indem er Sie bittet, den Arm oder das Bein in verschiedene Positionen zu bringen. Beim "schmerzvollen Bogen" (painful arc) ist ein aktives Anheben des Armes zwischen 60 und 120 Grad (Niveau über der Schulterebene) nicht möglich. Zusätzlich wird der Arzt den Kraftgrad der betroffenen Körperseite messen und Sie bitten, gegen Widerstand Arme und Beine zu bewegen.
Eine Röntgenaufnahme des betroffenen Gelenks, eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) sowie eine
Kernspintomografie
(MRT) unterstützen eine sichere Diagnosestellung.
Die Röntgenuntersuchung ist beim Impingement-Syndrom das diagnostische Mittel der ersten Wahl. Sofern Ihr behandelnder Orthopäde nicht selbst über ein Röntgengerät verfügt, wird er Sie in eine radiologische Praxis überweisen und die Befunde anschließend mit Ihnen besprechen. Auf der Röntgenaufnahme lassen sich typische knöcherne Strukturveränderungen nachweisen.
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) werden eventuelle Flüssigkeitsansammlungen innerhalb der Schleimbeutel nachgewiesen. Zudem hilft die Sonografie dabei, muskuläre Ausdünnungen zu erkennen. Knöcherne Strukturen lassen sich jedoch nicht ausreichend im Ultraschall darstellen. Die Sonografie ist eine leicht durchführbare Untersuchungsmethode, die jedoch aufgrund der genannten Einschränkung meist nur ergänzend zur Röntgendiagnostik durchgeführt wird.
Die Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) ist der Ultraschalluntersuchung weitaus überlegen, da sie sehr viel genauere Aufnahmen der Weichteile (Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel) ermöglicht. Knorpel und Knochenwulste werden dabei ebenfalls sehr genau dargestellt. Vor einer eventuell geplanten Operation zur Rekonstruktion des Gelenks wird daher stets eine MRT-Aufnahme gemacht, um eine sichere Diagnose zu stellen.
Zudem ermöglicht die gute Übersichtsaufnahme der Weichteile eine genauere Planung des operativen Eingriffs.
Die Impingement-Syndrom-Therapie umfasst mehrere Möglichkeiten. Die konservative Therapie mit Schonung, Schmerzmitteln und Physiotherapie sollte dabei anfänglich im Vordergrund stehen. Um eine dauerhafte Heilung zu erzielen, wird die Ursache für das Impingement-Syndrom oft operativ behoben (kausale Therapie). Ob eine Operation notwendig ist, hängt dabei vom Typ des Impingements ebenso ab wie davon, wie weit das Gelenk bereits geschädigt wurde.
Im Frühstadium steht die sogenannte konservative Therapie im Vordergrund. Das betroffene Gelenk wird nach Möglichkeit geschont, und Schmerz-verstärkende Belastungsfaktoren (Sport, körperlich anstrengende Arbeiten) weitgehend gemieden.
Antientzündlich wirkende Schmerzmittel (
Ibuprofen
oder
Acetylsalicylsäure
) lindern zwar meist die Schmerzen, beeinflussen jedoch nicht die auslösende Ursache.
Physiotherapie hilft in der Regel ebenfalls gut, um die Schmerzen zu verringern. Teilweise reichen diese Maßnahmen (insbesondere beim Schulter-Impingement) aus, um Patienten ohne Operation ein größtenteils beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.
Die kausale Therapie bezeichnet eine medizinische Behandlung, bei der versucht wird, die Ursachen einer Erkrankung zu behandeln und zu entfernen. Eine Operation hilft dabei, die strukturellen Veränderungen und somit die mechanische Enge zu beseitigen. Die Operation wird besonders bei jungen Menschen empfohlen, da sie das Risiko für eine Gelenkversteifung deutlich minimiert. Dabei wird das minimal invasive arthroskopische Operationsverfahren mittlerweile immer häufiger angewendet. Es hat die offene Operation weitestgehend abgelöst.
Die
Arthroskopie
ist eine minimal invasive Operationsmethode, bei der über zwei bis drei kleine Hautschnitte eine Kamera mit integrierter Lichtquelle sowie spezielle chirurgische Instrumente in das Gelenk eingeführt werden. Diese Operationsmethode ermöglicht es dem Arzt, das Gelenk auf Schäden zu untersuchen und sich einen Überblick über das gesamte Gelenk zu verschaffen.
Im Anschluss erfolgt oft direkt die operative Versorgung, bei der eventuelle Knochenvorsprünge abgeschliffen werden, die die Bewegungsfreiheit des Gelenks einschränken. Sofern bereits Knorpelschäden vorliegen, entfernt der Arzt diese meist ebenfalls.
Bei einem Impingement-Syndrom im fortgeschrittenen Stadium sind teilweise bereits Sehnen gerissen: Sie lassen sich während der Arthroskopie nähen und rekonstruieren. Die Hautschnitte werden anschließend mit wenigen Stichen zugenäht und hinterlassen weitaus dezentere
Narben
als eine offene Operation.
Ein Impingement-Syndrom lässt sich nicht unbedingt "wegtrainieren". Jedoch ist es, je nach Schwere und Art des Impingements, möglich, eine weitere Schädigung des Gelenks zu verhindern und die Schmerzen zu reduzieren. Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten Übungen zur Kräftigung der Muskulatur zeigen. Die Stärkung jener Muskulatur, die zur Gelenkdrehung nach außen benötigt wird (Außenrotatoren), sollte bei einem Hüftimpingement unbedingt gezielt trainiert werden.
Die Außenrotatoren helfen dabei, den Gelenkspalt wirkungsvoll zu vergrößern. Auch eine Dehnung der relevanten Muskeln ist wichtig. Zudem sollten Muskelaufbau-Übungen unbedingt nach einer erfolgten Operation durchgeführt werden, um einem Muskelschwund entgegenzuwirken.
Das Impingement-Syndrom verursacht je nach betroffenem Gelenk verschiedene Symptome. Generell leiden die Patienten unter Schmerzen, die sich unter Belastung meist verstärken und zu einer Schonhaltung führen.
Wenn das Impingement-Syndrom am Schultergelenk auftritt, berichten die Patienten im Frühstadium von einem akut einsetzenden Schmerz, der in Ruhe diskret auftritt und sich unter Belastung (besonders bei Tätigkeiten über dem Kopf) verstärkt. Die Patienten geben oftmals eine auslösende Situation (Belastung, Kälteeinfluss, Verletzung) an. Der Schmerz wird als tief im Gelenk liegend beschrieben und verstärkt sich oftmals in der Nacht, so dass das Liegen auf der betroffenen Seite kaum mehr möglich ist.
Das Anheben des Armes auf mehr als 60 Grad aus der Ausgangsposition (Arm hängt locker herab) ist den meisten Patienten nicht mehr möglich. Im weiteren Verlauf besteht die Gefahr von Verwachsungen und Verklebungen des Schleimbeutels im Schultergelenkbereich (Bursa subacromialis), wodurch sich die schmerzhafte Bewegungseinschränkung verstärkt. Durch die schmerzbedingte Verringerung der Muskelaktivität schwinden die Muskeln sehr leicht, und das Gelenk verliert an Stabilität.
Das Impingement-Syndrom zeigt am Hüftgelenk oftmals einen sehr schleichenden Beschwerdebeginn. Anfangs treten Schmerzen des Hüftgelenks nur sporadisch auf und werden häufig vom Patienten als Leistenschmerz beschrieben. Die Schmerzen verstärken sich jedoch bei körperlicher Aktivität und strahlen dann oftmals in den Oberschenkel aus. Sie verstärken sich in den meisten Fällen, wenn das um 90 Grad angewinkelte Bein nach innen eingedreht wird (Innenrotation mit 90 Grad Flexion).
Das Impingement-Syndrom hat verschiedene Ursachen. Diese werden in knöcherne Strukturveränderungen sowie Schädigungen der Weichteile (Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel) unterteilt. Das Risiko für ein Impingement-Syndrom steigt mit zunehmendem Alter, wobei das Hüftgelenk-Impingement-Syndrom teilweise auch bei jungen Sportlern durch vermehrte Beanspruchung der beweglichen Gelenke auftritt.
Sind die Gelenke nicht stabil genug und die starke Beanspruchung lässt die Sehne anschwellen, ist ein Impingement-Syndrom die mögliche Folge.
Beim Impingement-Syndrom der Schulter entsteht die Einengung des Gelenkraumes entweder durch knöcherne Veränderungen des Akromions oder aber durch eine Schädigung der umliegenden Weichteile.
Das sogenannte
Outlet-Impingement-Schulter-Syndrom
entsteht durch die Verengung des Subacromialraumes durch knöcherne Veränderungen der Schulter wie beispielsweise bei Gelenkverschleiß (
Arthrose
).
Das
Non-Outlet-Impingement-Schulter-Syndrom
wird hingegen durch Schädigungen der umliegenden Weichteile verursacht. Eine Entzündung des Schleimbeutels (Bursitis subacromialis) verursacht oftmals eine Schwellung und verengt so den Gelenkraum.
Eine Läsion der Rotatorenmanschette im Rahmen einer Sehnenentzündung (Tendinitis) führt mitunter ebenfalls zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen innerhalb des Gelenkraums. Wenn ein vollständiger
Sehnenriss
eines Muskels der Rotatorenmanschette vorliegt, wird der Kopf des Oberarms nicht mehr richtig stabilisiert und man spricht von einem "Instabilitäts-Impingement-Syndrom".
In den meisten Fällen entsteht ein Impingement-Syndrom der Hüfte durch eine Deformierung der Hüftgelenkspfanne (Acetabulum). Die Hüftgelenkspfanne gehört zum Beckenknochen und stellt sich als napfförmige Gelenkpfanne dar, welche zusammen mit dem Hüftkopf das Hüftgelenk bildet.
Wenn sich Knochensporne am Rande des Pfannendachs oder des Hüftkopfes (Beißzangendeformität) bilden, entsteht häufig eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung, besonders beim Eindrehen nach innen (Innenrotation) und beim Beugen (Flexion) des Hüftgelenks. Die knöchernen Veränderungen treten etwa als Folge von vermehrter körperlicher Belastung auf, weshalb junge Sportler öfter an einem Hüftgelenk-Impingement-Syndrom erkranken.
Das Impingement-Syndrom sollte unbedingt behandelt werden, um schwerwiegenden Folgen entgegen zu wirken. Die Prognose und der Verlauf hängen sehr stark von der Ursache des Impingement-Syndroms ab. Sofern eine physiotherapeutische Behandlung erfolgt, sollte diese kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Oftmals dauert es nämlich Wochen bis Monate, bis sich eine Besserung der Symptomatik einstellt.
Das Impingement-Syndrom führt bei einer stark ausgeprägten Enge häufiger zu Entzündungen und Verschleißerscheinungen. Des Weiteren steigt mit anhaltender Kompression von Nerven und Sehnen das Risiko für Risse und das Absterben des Gewebes (Nekrose).
Sowohl eine zu lange
Ruhigstellung
als auch eine Operation bergen das Risiko einer Gelenkversteifung. Auch nachdem ein
Impingement-Syndrom
erfolgreich operiert wurde, sollten die Patienten im Anschluss krankengymnastische Übungen durchführen.
Vollständig vermeiden lässt sich ein Impingement-Syndrom zwar nicht, aber generelle Fitness und regelmäßige sportliche Betätigung sind zu empfehlen, um die Gelenke ausgewogen zu belasten und beweglich zu halten.
Gleichzeitig trägt eine Überbelastung des Hüftgelenks durch Extremsport zur Entstehung eines Impingements bei, weshalb eine Überlastung ebenfalls vermieden werden sollte. Ebenso wie Fehlhaltungen und monotone Dauerbelastung beispielsweise durch häufige Überkopf-Arbeit, um das Risiko für ein Schulter-Impingement zu senken.
Auch eine Anpassung des Schreibtisch-Arbeitsplatzes ist sinnvoll, um eine bessere Körperhaltung zu ermöglichen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Impingement-Syndrom
Kurzübersicht
Was ist ein Impingement-Syndrom?
Formen von Impingement-Syndrom
Wie wird das Impingement-Syndrom diagnostiziert?
Röntgenuntersuchung
Ultraschall (Sonografie)
Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie)
Muss ein Impingement operiert werden?
Konservative Therapie
Kausale Therapie
Impingement-Syndrom – Arthroskopie
Welche Übungen helfen beim Impingement-Syndrom?
Welche Symptome treten beim Impingement-Syndrom auf?
Symptome im Schultergelenk
Symptome im Hüftgelenk
Ursachen und Risikofaktoren
Impingement-Syndrom an der Schulter: Ursachen
Impingement-Syndrom an der Hüfte: Ursachen
Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen